Eine kurze Geschichte des Bürgerschaftlichen Engagements.

Die Geschichte des Ehrenamts beginnt im 19. Jahrhundert, als sich zunächst das politische und dann das soziale Ehrenamt entwickelte. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die ersten großen Verbände gegründet. Das Ehrenamt gewann zunehmend auch im Kulturbereich Bedeutung. Nach einer deutlichen Zäsur im Nationalsozialismus kam es in den Nachkriegsjahren zu einer Wiederbelebung des Ehrenamts.

In den siebziger und achtziger Jahren war Bürgerschaftliches Engagement häufig kritisch gegenüber dem staatlichen Handeln eingestellt: Bürgerinitiativen und Selbsthilfeprojekte wurden in der Friedens-, Umwelt- und Frauenpolitik aktiv.

In den neunziger Jahren ist eine neue Form der Freiwilligenarbeit entstanden: Das sogenannte „neue Ehrenamt" achtet mehr darauf, dass Selbstverwirklichung und Tun für andere im Einklang stehen.

Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts besteht darin, neue Konzepte zu entwickeln, um über den Erhalt des bestehenden und traditionell wichtigen Kerns des Ehrenamts hinaus eine neue Kultur freiwilliger Tätigkeit zu entwickeln.

Die Geschichte des Bürgerschaftlichen Engagements ist wie ein starker, alter Baum mit vielen Wachstumsringen: Der erste Ring bildete sich am Anfang des 19. Jahrhunderts, als durch staatliche Reformen zunächst das politische Ehrenamt entstand. Als weiterer Ring kam Mitte des 19. Jahrhunderts das soziale Ehrenamt dazu. Das Vereinswesen seit dieser Zeit hat viele neue Aktivitäten entstehen lassen: Arbeiter- und Frauenbewegung, die Gewerkschaften, Schützen-, Turn- und Gesangsvereine, aber auch Fürsorgevereine, Freiwillige Feuerwehren, bürgerliche Bildungsvereine und das reiche religiös orientierte Vereinswesen.

Zum Beispiel: Das Politische Ehrenamt

Das unentgeltliche Engagement für das Gemeinwohl begann mit den Reformen der Freiherrn Stein und Hardenberg in Preußen Anfang des 19. Jahrhunderts: Diese sahen die Mitarbeit des Bürgertums an staatlichen, auch politischen Aufgaben vor, um den damals noch auf König und Obrigkeit ausgerichteten Staat für die neuen Zeiten fit zu machen. In Bayern setzte diese Entwicklung einige Jahre später ein: Mit der Verfassung von 1818 sollten vor allem die Bürger größerer Städte zu ehrenamtlicher Mitarbeit in der Gemeindeverwaltung bewegt werden. So war zum Beispiel der Mitinitiator der ersten deutschen Eisenbahn, Georg Zacharias Platner, von 1818 bis 1843 Gemeindebevollmächtigter. Das Wahlrecht war allerdings an das Bürgerrecht gekoppelt, das nur Grundbesitzer oder steuerpflichtige Gewerbetreibende besaßen.

Etwas später kamen zu den politischen auch berufsbezogene Ehrenämter hinzu. Handwerker hatten ab Mitte des 19. Jahrhunderts beispielsweise Positionen in den Innungen zu besetzen.

Zum Beispiel: Das Vereinswesen

Vor allem im Deutschen Kaiserreich ab 1871 schlossen sich zunächst Männer und etwas später auch Frauen zusammen, um kulturelle, religiöse, soziale oder politische Ziele gemeinsam zu verfolgen. Männergesangsvereine gehörten zu den ersten neu gegründeten Vereinen, aber auch politische Parteien traten zunächst als Vereine auf. Vielfach von nationaler Begeisterung getragen, eckten die Turn-, Gesangs- und Schützenvereine zunächst bei der Obrigkeit an, da Deutschland damals ja aus vielen einzelnen Königreichen, Fürstentümern und anderen Herrschaftsgebieten bestand. Jeder Verein bedeutete ein Stück weniger Obrigkeitsstaat. Dabei war vieles, was die Vereine bewegen wollten, ganz im Sinne von König und Vaterland gedacht.

Argwöhnischen Besuch eines mitschreibenden Polizeibeamten bekamen vor allem die Arbeitervereine, die sich von der bürgerlichen Vereinsbewegung abgesetzt hatten und eigene Lieder sangen, eigene Feste feierten und Arbeitersport betrieben. Auch die Emanzipation der Frauen ist ohne Vereinsleben undenkbar.

Um die Jahrhundertwende und verstärkt in der Weimarer Republik ab 1918 wurde in Bayern manche bisher ehrenamtlich versehene Tätigkeit von staatlichen Einrichtungen übernommen. Außerdem gründeten sich große Verbände. Es entstand das Verbandsehrenamt, das sich in seiner Praxis aber kaum vom Ehrenamt im Verein unterschied. Vor allem im Kulturbereich erlebte das Ehrenamt eine neue Blüte.

Der totale Zugriff des Nationalsozialismus auf das Ehrenamt zerstörte ab 1933 nicht nur viele Formen ehrenamtlicher Tätigkeit, sondern schaltete die verbliebenen Reste im Dienste von Staat und Partei gleich. Obwohl ein ganzes Volk mobilisiert wurde, verdorrte der Baum des freiwilligen Engagements.

Zum Beispiel: Die Bayerische Caritas

Im Jahr 1845 kamen in München einige katholische Männer zusammen, um den Münchener Vinzenzverein zu gründen. Die Vereinigung wollte nicht nur Arme mit leiblicher Hilfe und Gabe unterstützen, sondern auch „ohne unbescheidende Zudringlichkeit und zum richtigen Zeitpunkte" Hilfesuchenden „Worte der Ermahnung, der Belehrung und des Trostes" im christlich-katholischen Sinn bieten.

Schon vier Jahre vor dem Vinzenzverein in München war 1841 in Augsburg der erste Elisabethenverein gegründet worden. Hier fanden sich katholische Frauen zusammen, um armen notleidenden Kranken zu helfen. Der Verein verteilte bei Hausbesuchen Nahrungsmittel, Geld, Heizmaterial, Wäsche und Kleidung sowie, im Selbstverständnis der ehrenamtlich tätigen Frauen besonders wichtig, „geistige Almosen".

Aus diesen und vielen anderen katholischen Wohltätigkeitsvereinen und -stiftungen entstand 1917, am Ende des Ersten Weltkrieges, der „Katholische Caritasverband für das Königreich Bayern" als Zusammenschluss.

Auch andere Wohlfahrtsverbände gründeten sich um die Jahrhundertwende: Studenten der Universität München hatten in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts den ersten Zug des Roten Kreuzes in Bayern aufgebaut. Die schnell wachsende Organisation hatte bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges schon 216 Kolonnen mit über 10.000 ehrenamtlichen Helfern. Die Arbeiterwohlfahrt in Bayern wurde 1919 aus der Taufe gehoben.

Zum Beispiel Kultur

Im kulturellen Bereich spielte das Bürgerschaftliche Engagement seit der Weimarer Republik eine immer größere Rolle. So ist die Volkshochschulbewegung ein bleibendes Ergebnis freiwilliger Initiativen. Viele Theatervereine und Freundeskreise von Museen belegen eindrucksvoll das Engagement des Bürgertums für wichtige Kultureinrichtungen. Ein kultureller Ausdruck der modernen Zeiten waren die Sprech- und Bewegungschöre, die mit freiwillig engagierten Laien eigens für diese Theaterform geschriebene Stücke aufführten. Die ehrenamtliche Laienkulturbewegung betraf aber nicht nur die Städte. Auch in den ländlichen Regionen kam es, wie etwa in Schliersee, vermehrt zur Gründung von Bauerntheatern. Auch große Volksschauspiele wie die alle vier Jahre stattfindende Landshuter Hochzeit entstanden in dieser Zeit. Bis heute ist sie nicht nur touristischer Anziehungspunkt, sondern bewegt eine ganze Stadt Ehrenamtlicher.

Gleichgeschaltetes Ehrenamt im Nationalsozialismus

Die nationalsozialistische Propaganda predigte die „Volksgemeinschaft" und machte mit Schlagworten wie „Du bist nichts, dein Volk ist alles" den Dienst am Volksganzen quasi zur nationalen Pflicht. Eigeninitiative war im Staat der Gleichschaltung nicht gefragt. Zahlreiche traditionsreiche Organisationen und Vereine, in denen sich Ehrenamtliche engagiert hatten, wurden verboten. Dies betraf keineswegs nur die erklärten politischen Gegner vom Arbeitersamariterbund bis zu den Gewerkschaften, sondern auch kirchliche Jugendorganisationen. Das Rote Kreuz und die Caritas bekamen in Form der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) eine gleichgeschaltete Konkurrenz. Das Winterhilfswerk, eine Aktion zur Linderung der Not infolge der Winterarbeitslosigkeit, wurde 1933 von den freien Wohlfahrtsverbänden auf die NSV übertragen. Die Haussammlungen und der Straßenverkauf von Abzeichen erfolgten zwar ehrenamtlich, hatten allerdings häufig nichts mehr mit wirklich freiwilligem Engagement einzelner zu tun, sondern glichen eher einer mediengerecht inszenierten Propaganda-Aktion

Die Wiedergewinnung der Freiheit nach 1945 führte auch zu einer Wiederbelebung des Bürgerschaftlichen Engagements, auch wenn in den fünfziger und sechziger Jahren die Sicherung einer materiellen Existenz vielen Menschen weniger Zeit ließ.

Ein neuer Jahresring des Baums bürgerschaftlichen Engagements in Bayern kam in den siebziger und achtziger Jahren hinzu, als Bürgerinitiativen und Selbsthilfeprojekte ehrenamtlich beispielsweise in der Friedens-, Umwelt- und Frauenpolitik aktiv wurden. Bürgerschaftliches Engagement war damals oft kritisch gegen staatliches Handeln eingestellt.

Dies scheint sich in den neunziger Jahren wieder zu relativieren. Eine neue Form der Freiwilligenarbeit ist entstanden, ein neuer Jahresring des Ehrenamtbaumes. Das sogenannte neue Ehrenamt achtet mehr darauf, dass Selbstverwirklichung und Tun für andere im Einklang stehen.

Das „neue Ehrenamt" hat jedoch keineswegs das traditionelle politische oder soziale Ehrenamt abgelöst. Der Baum freiwilliger Tätigkeit braucht auch weiterhin diesen lebendigen Kern.

Zum Beispiel: Das Müttergenesungswerk

Schutträumung war nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges eine der ersten und vordringlichsten Aufgaben. Die zahlreichen „Trümmerfrauen" und anderen freiwilligen Helfer hatten daran ihren Anteil.

Eine bemerkenswerte ehrenamtliche Initiative der unmittelbaren Nachkriegszeit in Bayern, die Menschen wieder auf die Beine bringen wollte, ging von Antonie Nopitsch aus: Sie kümmerte sich um Unterbringung und Arbeitsbeschaffung für Flüchtlingsfrauen und gründete zusammen mit Elly Heuss-Knapp das Deutsche Müttergenesungswerk, dessen Zentrale sich ab 1950 in Stein bei Nürnberg befand.

Zum Beispiel: Neue soziale Bewegungen

Ab Ende der sechziger Jahre verlor das Bürgerschaftliche Engagement an Bedeutung durch die noch stärker auf Effektivität ausgerichteten Strukturen in Verbänden und im politischen Gemeinwesen. Andererseits setzten nun zahlreiche alternative Initiativen die Tradition freiwilliger Arbeit auf andere Weise fort. Der eigene Kinderladen, Selbsthilfegruppen auf verschiedenen Gebieten, kleine Theater und Kunstprojekte - all dies und vieles andere versprach durch ehrenamtliches Engagement einen direkten Erfolg auf einem klar umrissenen Interessengebiet. Vielfach richtete sich das bürgerschaftliche Engagement auch gegen eine konkrete Maßnahme im unmittelbaren Lebensumfeld, den Neubau einer Straße oder einer Mülldeponie.

Der Projekt- und Initiativcharakter vieler „Alternativprojekte" ist seit Anfang der 80er in die Jahre gekommen. Auch hier sind, wie bei den großen Verbänden, Tendenzen zur Professionalisierung unverkennbar.

Dem steht ein „neues Ehrenamt" gegenüber, das sich heute nicht mehr alleine aus politischen Idealen oder christliche Grundwerten speist. Die Werte von Persönlichkeit und Selbstentfaltung sind - wie überall in der Gesellschaft - auch in der Geschichte des Ehrenamtes wahrzunehmen. Die Ehrenamtlichen arbeiten nicht mehr ausschließlich für andere, sondern unter dem Gesichtspunkt, auch für sich selbst etwas zu tun: Sie wollen ihre individuellen Interessen verwirklichen und eigene Fähigkeiten und Kompetenzen entfalten.

Der Pathos des Dienstes am Allgemeinwohl ist hier einem nüchterneren Umgang mit dem Ehrenamt gewichen. Zahlreiche „Freiwilligen-Agenturen", also Organisationen, die ehrenamtliche Tätigkeiten vermitteln und sozusagen den Markt koordinieren, sind dafür ein Indiz.

So findet mit dem „neuen Ehrenamt" auch eine Annäherung zwischen verschiedenen Kulturen und Milieus statt. Das traditionelle Ehrenamt, noch immer der Kern des Baumes der Ehrenamtlichkeit in Bayern, bekommt Zuwachs durch Menschen, die sich nicht so stark binden wollen oder können. Staat, Städte, Gemeinden, Vereine und Kirchen suchen verstärkt den Kontakt zu Ehrenamtlichen, entwickeln neue Konzepte und versuchen so eine neue Kultur freiwilliger Tätigkeiten zu entwickeln.

2001 riefen die Vereinten Nationen zum Jahr der Freiwilligenarbeit aus. Das war in Bayern der Startschuss für eine neue politische Aufmerksamkeit für das Ehrenamt. Die politischen Rahmenbedingungen wurden deutlich verbessert. Seit 2007 sichert die Bayerische Ehrenamtsversicherung subsidiär Haftungs- und Unfallrisiken ab. 2011 wurde die Bayerische Ehrenamtskarte als staatliche Anerkennung eingeführt. Hinzukommen Preise wie der Bürgerpreis des Bayerischen Landtags (seit 2000) und der Innovationspreis Ehrenamt des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales (seit 2018). Das Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement erhielt eine kontinuierliche Förderung. Koordinierungszentren des Bürgerschaftlichen Engagements und Freiwilligenagenturen wurden in fast allen Landkreisen eingerichtet. 2018 kam die Zukunftsstiftung Ehrenamt hinzu. Und seit 2012 tagt der Bayerische Ehrenamtskongress alle zwei Jahre in Nürnberg.

In Bayern hat die Förderung des Bürgerschaftlichen Engagements seit 2014 Verfassungsrang. Artikel 121 der Bayerischen Verfassung bestimmt: „Staat und Gemeinden fördern den ehrenamtlichen Einsatz für das Gemeinwohl“.

Ehrenamtliche zeigten insbesondere in gesellschaftlichen Umbrüchen, wie wichtig ihr Engagement für den sozialen Zusammenhalt ist: In den Flutkatastrophen 2003, 2011 und 2021 waren sie ebenso zur Stelle wie 2015 und 2022, als viele geflüchtete Menschen nach Deutschland kamen und menschlichen Beistand brauchten. 

Zudem haben sich viele neue Stiftungen, Vereine und Initiativen gegründet, die zeigen, wie flexibel das bürgerschaftliche Engagement neue Entwicklungen in der Gesellschaft aufnehmen kann. Hierzu gehören viele Gruppierungen, die sich für Naturschutz und Nachhaltigkeit einsetzen und sich auch politisch in der Klimakrise zu Wort melden.

Dem Freiwilligensurvey von 2019 zufolge waren über vierzig Prozent der in Bayern lebenden Über-14-Jährigen bürgerschaftlich aktiv. Damit hat sich das Engagement auf einem hohen Niveau stabilisiert.

Der Ausbruch des Corona-Virus im Jahr 2020 hatte schwerwiegende Auswirkungen auf Ehrenamt und Bürgerschaftliches Engagement in Bayern. Im Unterschied zu anderen Katastrophen, in denen der Einsatz von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern unmittelbar gefragt ist und es immer etwas gibt, bei dem man direkt Anpacken kann, wie etwa bei den Flutereignissen 2013 in Passau oder im Ahrtal 2021 oder bei der Ankunft der großen Zahl von Geflüchteten 2015 und 2023, hat die Ausbreitung von Corona das Engagement vieler Menschen erst einmal ausgebremst oder sogar zum völligen Stillstand gebracht.

Der einzige Bereich, der einen wahren Boom erlebte, waren die Einkaufsangebote und Nachbarschaftshilfen. Viele Vereine wie z.B. im Sport- und Kulturbereich hatten dagegen schnell finanzielle Probleme. Sie konnten keinerlei Kursangebote und andere Veranstaltungen mehr durchführen und verloren Personal wie Mitglieder. Ein großer Teil der Ehrenamtlichen gehörte außerdem zur Risikogruppe der älteren Menschen, wodurch z.B. Bahnhofmissionen und die Tafeln viele Aktive verloren. Grundsätzlich durften Engagierte nicht an ihre Einsatzorte (Altenheime, Kitas, Schule), und ihre Zielgruppen wurden zunächst einmal sehr alleingelassen in ihrer Not (Geflüchtete, Menschen mit Behinderungen, Kinder aus Familien in schwierigen Lebensverhältnissen, einsame und alte Menschen etc.). Nur in wenigen Fällen konnten Ausnahmeregelungen durchgesetzt werden, der Bayerische Hospizverband war einer der ersten, der eine Sondergenehmigung erhielt.

Nach einer Art „Schockstarre“ begann man aber auch im Bürgerschaftlichen Engagement, der herausfordernden Situation mit neuen Ideen und Formaten zu begegnen. Vor allem bei jungen Menschen entstanden kreative Ideen im Digitalbereich, Online-Formate für Austauschtreffen und Informationsveranstaltungen, digitale Unterstützungsangebote für Vereine, Lernplattformen für Kinder und Jugendliche im home schooling und vieles andere mehr. So brachte die Pandemie einen beschleunigten Entwicklungsfortschritt in der Digitalisierung, und der Engagementbereich erfuhr eine erhöhte Aufmerksamkeit und Rückendeckung zum Beispiel durch die Einforderung von Ausnahmeregelungen bei Besuchsrechten, obwohl die politische Willensäußerung zum Beispiel in Form von Demonstrationen erschwert war.

Das Jahr 2022 bedeutete zwar das Ende der Corona-Einschränkungen und ermöglichte die Wiederaufnahme zahlreicher Aktivitäten, stellte mit dem Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine jedoch eine neue große Herausforderung für das Bürgerschaftliche Engagement dar. Überall wurden Ehrenamtliche zur Unterstützung der Geflüchteten gebraucht, nur teilweise konnten Helferkreise für Geflüchtete von 2015 reanimiert werden. Dafür wurden völlig neue Bevölkerungsgruppen für das Engagement erschlossen: Die eigene Fluchterfahrung nach dem zweiten Weltkrieg, aber auch die Tatsache, dass es sich bei den Geflüchteten aus der Ukraine hauptsächlich um Frauen und Kinder handelte, motivierte viele ältere Menschen, ihre Zeit, ihr Geld und auch ihr Wohneigentum zur Verfügung zu stellen. 

Alle Organisationen, die mit Ehrenamtlichen zusammenarbeiten, sehen sich in diesen Krisen immer wieder vor der Aufgabe, die Möglichkeiten und Grenzen des Bürgerschaftlichen Engagements aufzuzeigen und die Politik und Verwaltung davon zu überzeugen, dass es professioneller Beratungsstrukturen bedarf, um Fehlentwicklungen und Enttäuschungen zu vermeiden.

Was wäre Bayern ohne die vielen Ehrenamtlichen, die es über Jahrhunderte mitgeprägt haben? Sie taten es oft still und bescheiden. Dass ihre Leistungen heute öffentlich viel stärker herausgestellt werden, gehört zur neuen Kultur des Bürgerschaftlichen Engagements und damit auch zu einer neuen Wertschätzung des Ehrenamtes.

Weitere Informationen finden Sie im pdf-Dokument Geschichte des Ehrenamts (2 MB).